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Mit der Rapa Nui von Chania nach Karpathos

Chania auf Kreta 8. September
Eine weitere Nacht im alten venezianischen Hafen von Chania. Der Mond rollt seine silberne Scheibe über die hohen Dächer, Discosound hämmert aus den Spelunken und wiegt die narkotisierte Jugend in den Schlaf. Die Stadt ist eine mediterrane Perle mit verwitterten Mauern, engen Gassen, angeschmiegt an mittelalterliche Festungsbauten, durchflutet von einem trägen Menschenstrom. Langsam wälzen sich die Massen dem Quai entlang, eine Parade der Eitelkeiten, Fotoapparate im Anschlag. Meinen Tag verbrachte ich in den Eingeweiden des Schiffsinnern, reparierte zur Freude aller Wasserleitung und Pumpe, das Herzstück für Küche und Bad. Am Abend dennoch eine Zeichnung gemacht, ganz zufrieden im Schatten auf einem Mäuerchen sitzend. Von schläfrigen Tauben beäugt, ab und zu am Dosenbier nippend, die länger werdenden Schatten beobachtend. Bis morgens um vier noch dröhnt der Beat über mich hinweg, dann sinkt der Tau über Dächer und Strassenpflaster, legt sich auf die blauen Bootsplanen nieder und vermischt sich mit dem morastbraunen Grund im Hafenbecken. Von Wellen gewiegt schlafe ich ein und tauche hinab zu den tintenschwarzen Fischen im sprinkelgrünen Algenwald. | Jetzt wirft die Sonne ihr tanzendes Spiegelbild an die Decke, heftig zuckende Lichtbogen beenden meine unruhige Nacht.

Chania, Mosche im venezianischen Hafen 9. September

Iraklion entlang der Hafenmole 10. September
Wir haben an der äusseren Hafenmauer angelegt. Die vom Rost zerfressenen Poller werden selten benutzt, weil für Jachten unbequem und ein neuer Quai den Passagier- und Frachtschiffen zur Verfügung steht. Im Jachthafen war kein Platz mehr frei. Abends wird die kilometerlange Mauer zur Piste für Jogger und Radler. Man wundert sich über die sportaktiven Griechen jeglichen Couleurs und Alters. Wir lagerten unter der Flugschneise und schauten hoch zu den Riesenvögel, wie sie sich donnernd in den nächtlichen Himmel erhoben. Um Mitternacht endete die Beschallung eines Rockkonzerts. Im bunten Lichtkegel der Bühne viel Schall und Lärm für die begeisterte Jugend.

Rethymnon beim Corso 11. September

Sitia an der Fischerei-Hafenmole 11. September
Unser Ziel heisst Spinalonga, eine kleine Insel, wohin man einst die Aussätzigen brachte. Das Meer ist noch immer von jenem unbeschreiblichen Blau, das seine dunkle Tiefe wie mit einem trügerischen Mantel bedeckt und an versunkene Schiffe und Städte denken lässt. Von Minos gebaut, von den Göttern zerstört. Galeonen und Galeeren, zusammen mit ihren Ruderknechten ruhen sie alle am Grund. Wohnstätte für Fische und Seeschlangen im Gestrüpp der wuchernden Algen, aufgebahrt zwischen Felsenriffen und Sandbänken. Noch waltet Poseidon in der Tiefe, während an Land die Macht den Baulöwen und Spekulanten gehört. Sie haben ein Monster gezüchtet. Gierig hat es sich in die Landschaft gefressen, Hügel und Strände mit seinem Auswurf besudelt und Altes als Kulisse missbraucht. Dennoch - es bleibt viel Unberührtes, die ausverkaufte Schönheit zieht vorbei und unter dem Kiel, von Bugwellen zerschnitten, leuchtet es aus türkisfarbener Untiefe, smaragdgrünen Sandbänken und schwarz gepunkteten Riffen.

Sitia - der sterbende Soldat im Verkehrskreisel 13. September

Der sterbende Soldat bei Flaute 14. September
Kurs auf Spinalonga. Fallwinde beschleunigen die Fahrt, das Schiff krängt zur Seite. Unser Ziel liegt am Eingang eines natürlichen Hafens von wenigen Seemeilen Länge. Die Venezianer bauten Spinalonga zu einer starken Festung aus. In der ersten Hälfte des 20. Jh. wurde die 8,5 ha grosse, steil aufragende "Dorneninsel" zum Verbannungsort für Kretas Leprakranke. Wer hier landete, blieb bis zum leidvollen Ende. Heute ist der Ort ein Goldesel für Touristenboote, deren weisse Schiffsleiber einer geöffneten Blüte gleich im smaragdgrünen Blau treiben. Eine bunte Schar wandert durch die Ruinen, mit leichtem Schauer in die trostlose Vergangenheit vertieft, die eigene Vergänglichkeit auf Megapixel bannend. | In einer nahen Bucht verbringen wir die Nacht. Einsam treibt unser Boot auf der flachen Dünung, vom schweren Anker daran gehindert, nicht mit dem Wind zu entfliehen. Ein blasser Mond steigt aus der Dunkelheit und markiert die glänzende Uferlinie. Früh morgens schwimme ich hinüber. Die grüne Tiefe bleibt lange unergründlich. Endlich, am Rande zerborstener Kalkfelsen tummeln sich Fische, weiden im Algenbewuchs, fliehen in dunkle Ritzen, von den wiegenden Häuptern weisser Seeanemonen beschützt. Nadelspitze Fischleiber umkreisen Unsichtbares, Krebse weichen zur Seite, eine blau gestreifte Eleganz misstrauisch beäugend. In hektischer Eile rettet sich ein dichter Schwarm farbloser Winzlinge vor einem dunklen Schatten. Die frühe Sonne wirft trübe Strahlen ins milchige Blau. Ich beginne zu frösteln und schwimme zurück zum Schiff.

Ueli 14. September

Paddy am Steuer der Raps Nui 14. September
Wir erreichen den östlichen Rand von Kreta. Leuchtfeuer, Steilküste und daran anschliessend sanft abfallendes Ödland von hohen Wellen umflutet. Vorbei an schroffen Klippen mit hoch aufschäumender Gischt. Die Wellen heben das Heck, der Bug wühlt sich tief in die dunkle Flut. Tintenblau glänzend, eine fein gerippte Haut, in rastloser Bewegung, geöffnet im Schaum der Wellenkämme, vom schweren Schiffsleib zerschnitten. Weiss wirbelnde Strudel schäumen rauschend am Rumpf vorbei. Das Schiff reisst am Ruder, bricht aus, fällt ab vom Wind, dreht zurück und liegt wieder an. Der Steuermann gibt ihm Raum, dann zwingt er es mit sanftem Druck zurück auf seinen Kurs. Im Dunst erscheint die Insel Kasos. Über seinem gerundeten Rücken liegt eine träge Wolkenbank, vergilbt wie auf einem alten, ausgebleichten Öldruck. Im Sonnenlicht blendet das Meer einer glänzenden Folie gleich. Im nu verschlingen die Wellen die Schaumspur des Kielwassers. Hinter uns entschwindet Kreta im Nichts.

Fry beim kleinen Hafen auf Kasos 13. September

Fry - Kasos 15. September

Fry - Kasos Club 15. September

Diaphani 16. September

Vor Karpathos am 16. September

Tristomo auf Karpathos 16. September
Wir verlassen Diaphani mit seinem türkisblauen, lieblichen Hafen. Fallböen zeichnen dunkle Spuren ins Wasser, kräuseln die flache Dünung mit weiss kochenden Spitzen. Langsam gleitet die Steilküste vorüber. Ein schmaler Einschnitt führt zur Westpassage unweit der nördlichen Spitze von Karpathos. Skelettartiger Fels, geädert mit Wegen und Mauern. Dazwischen verfallene Terrassen, spärlich bewachsen mit niedrigen Büschen und umzingelt von zerborstenem Kalk. Gelbe und goldgelbe Erdfarben, die Hänge übersät mit rötlichen Narben. Von Sonne und Regen zerklüftete Steine, beschrieben mit Zeichen, deren Sinn nur die Götter erkennen. Schwarze Schlote, tief im Schatten liegend, die Füsse im Wasser, beleckt von weisser Gischt. Augenblicke in denen die Sprühregen still stehen. Weiter durch eine schmale Lücke, haarscharf an spitzen Klippen vorbei. Eine menschenleere Bucht vor unseren Augen. Wind und Wellen stossen am Heck. Ein letztes Aufbäumen, dann glättet sich das Fahrwasser. Im flachen Becken brütet der Septemberhimmel. Der Blick fällt auf eine Kapelle, am äussersten Ende einer flachen Landzunge, daran angeschmiegt ein niedriges Wohnhaus, beschattet von mageren Mandeln- Oliven und Aprikosenbäumchen. Ein Kahn, von anrückenden Winden bedrängt, hat sich am Anleger wund gescheuert. Am Ufer eine weiter Kapelle. Wir vertäuen die Rapa Nui an einer Boie und lauschen dem Atem des Windes.

Vor Karpathos am 16. September

Saria - Bucht am Nordkap von Karpathos 17. September
Ich tauche ab zum smaragdgrünen Grund. Oben spitze Klippen, stumpfe Farben, von der Sonne verbrannt, unter eine Gebirgslandschaft in kühlstem Blau. Türme und Kamine, düstere Höhlen, tiefe Spalten, zerklüftete Felsen von Algenteppichen überwuchert. Kleine Fische fliehen vor meinem Schatten. Grössere weiden im grünen Bewuchs mit spitzen Mündern.

Diaphani 18. September

Pigadi - Karpatos 18. September

Pigadi - Karpathos 19. September
Ein Fensterplatz im Flug nach Athen! Schnell gewinnt die Propellermaschine an Höhe, lässt unsere 260 Schiffsmeilen zu bescheidener Grösse schrumpfen, ungeachtet der glücklichen langen Tage, an denen uns der Wind vom westlichen Ende Kretas bis zum unruhigen Nordosten Karpathos trieb. Der weisse Saum des zerfransten Küstenverlaufs erinnert an den heftigen Wind, den Wellenschlag, der uns selbst in den Häfen keine Ruhe gönnte. Die Gischt unter uns immer an den nach Norden gerichteten Rändern. Über dem Gebirge lagern langgestrecke Wolkenbänder, schlanken Luftschiffen gleich. Die Sonne als dunkelrote Scheibe, vorerst zu einem Oval gebrochen, dann mit dem Höhersteigen in voller Gestalt über den Nachtschatten, den im Morgengrau erwachenden Inseln schwebend. Eine hellorange Linie trennt den lichtblauen Himmel vom dämmernden Horizont. Astypalaia, Santorin, Naxos, Pharos und wie sie alle heissen, die Ostflanken der Berge nun in warmes Licht getaucht. Die bizarren Schatten der Berge bilden ein zweite Uferlinie, von der tief liegenden Sonne aufs Wasser gezeichnet. Athens Verkehrsadern schon emsig pulsierend. Die blendenden Reflexe der Gewächshäuser, die Stromleitungen wie Spinnweben über der Stadt im Morgenglanz.

Athen - neolithische Figurinen im Kykladen-Museum, 20. September

Protogeometrische Gefässe 20. September

Kalbträger im Akropolis-Museum, 570 v.Chr. 21. September

Akropolismuseum - kämpfender Kentaur, Metope am Parthenon - 430 v.Chr.

Akropolismuseum 21. September
Kore - 520-510 v.Chr.
Marmorkopf, Kopie einer Gold-und Elfenbeinstatue aus dem 5-4 Jh. v.Chr.

Athen - Archäologisches Museum, 21. September
Neolithische Gefässe und Flötenspieler

Athen - Archäologisches Museum, 21. September
Harvenspieler und neolithische Gefässe, floraler Stil

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