Bilderreisen

2017

CH

2014

2005/06

2004

2003

2002

Berlin

Hamburg

Köln

Frankfurt

München

Paris

Brügge

Wien

London

Köln - Wallraf Richartz Museum

2002

Museumsreisen mit dem Skizzenbuch

Philips de Koninck, 1619-1688
Landschaft um 1675

Das grossformatige Landschaftsbild mit seinen starken Helldunkelkontrasten und einer wunderbaren räumlichen Tiefe ist für mich ein Höhepunkte der nieder-ländischen Malerei dieser Epoche. Im beschatteten Vordergrundes setzen einzelne Lichtstrahlen deutliche Akzente. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf den Fluss und einen Weg. Dort begegnen sich Reiter und Wanderer und weiter entfernt am Ufer lagert eine Gruppe Menschen. Die Silhouette eines Dorfes schliesst die dunkle Zone des Vordergrundes gegen die weiter hinten sich ausbreitende Seenlandschaft mit ihren Wiesen und Feldern ab. Sanft ansteigende Hügel auf der rechten Seite führen den Blick in die Tiefe. Sie begrenzen die offenen Buchten des Gewässers und leiten hinüber zum dunklen Gewölk, das den Horizont in einem Bogen überwölbt. Auch in den fernen Landschaftszonen wechseln Licht und Schatten und heben Gewässer, Wiesen und Hügel hervor. In hellem Farbklang und durch die Atmosphäre gemildert, zeichnen die Lichtstrahlen ein feines Muster über das sanft gewölbte Tal.

Konincks Gemälde ist geprägt von Bewegungen und Veränderungen. Seien es die vorüber ziehenden Wolken, die mit ihren unruhigen Schatten über die Landschaft gleiten, die Menschen, die sich auf dem Weg begegnen, oder die wechselnden Formen aus Licht und Schatten, aus denen die Komposition gebaut ist. Das Fliessen der Zeit wird spürbar im weiten Panorama einer wirklich erscheinenden Welt. Es bleibt offen, wie weit diese erfundene und zugleich reale Landschaft mit der Vorstellung einer paradiesischen Natur verbunden ist, welche sich in den Altarbildern der flämischen Meister, zweihundert Jahre zuvor, in ihren Landschaftshintergründen und aus den entsprechenden Naturbeobachtungen entwickelt hat.

Pieter de Hooch, 1629-1683
Paar mit einem Papagei, 1668

Durch einen im Schatten liegenden Vorraum schaue ich in ein Zimmer mit einem Paar und einem Vogel, eingesperrt in einen goldenen Käfig. Weiter hinten öffnet sich eine Türe zu einem angrenzenden Raum. Er ist in warmes Licht getaucht. Der Vorraum bildet einen Rahmen für die dahinter sich öffnenden Zimmerfluchten und nimmt die Hälfte des Bildvolumens in Anspruch. In seinem dämmrigen Schatten stehen Gegenstände, die wohl nicht ohne tiefere Bedeutung sind. Eimer und Bürste weisen auf fleissige Hausarbeit, eine Laute erinnert an Mussekultur, an Lebensfreude und Lebenslust. Die Zierde eines reichen Damenkleides ist auszumachen und führt uns Eleganz und Reichtum vor Augen. All diese Dinge verbinden sich mit der Rolle der Frau in einem bürgerlichen Haus. Sie verkörpern einen Teil dessen, was von ihr erwartet wird: Die Sorge für das Haus, die Kultur der Unterhaltung und Musik und der Anspruch auf einen würdevollen Auftritt im gesellschaftlichen Rahmen.
Bedeutungsvoll erscheint auch die Szene mit dem jungen Paar. Während sich der Kavalier entspannt auf die Stuhllehne stützt, den Blick dem Vogel zugewandt, öffnet er den Käfig. Auf dem Fussboden steht eine Karaffe mit Wein. Die Dame hält ein Glas in ihrer Hand. Vom geöffneten Fenster dringt Licht in den Raum. Anlass der Unterhaltung könnte der Papagei in seinem goldenen Käfig sein. Auf ihn scheinen die Gesten Bezug zu nehmen und auf ihn richten sich die Blicke der beiden Personen. Er verbindet das Paar und mit der Geste den Käfig zu öffnen, wird auf einer anderen Ebene auf die gefährliche Möglichkeit der Entgrenzung zwischen dem Mann und der Frau angespielt. Im Gespräch und im Wein schlummert die Verführung. Während im Vordergrund auf die Realität des Alltags angespielt wird, erblicken wir im Hintergrund das goldene Licht der geöffneten Kammer. Dazwischen liegt der spannungsvolle Augenblick einer versuchten Verführung.

Peter Paul Rubens, 1577-1640
Die heilige Familie mit Elisabeth und Johannes dem Täufer

(Die Skizze zeigt nur die Hände der Protagonisten)

Ein bewegter und doch klar geordneter Bildaufbau mit diagonal geführten Blickrichtungen und entsprechenden Stellungen der Arme. Das blonde Christuskind blickt dem Betrachter forschend in die Augen. Durch seine Unschuld und Lieblichkeit rührt es uns an. Der teilnahmsvolle Blick von Johannes, Elisabeth und Joseph ist auf das Knäblein gerichtet. Johannes, nur wenig älter als sein Spielgefährte, überreicht ihm ein Vögelchen. Die kleine Hand greift nach dem Bindfaden, der den Fuss des entfliehenden Stieglitz fesselt. In schutzsuchender Gebärde drückt sich das Kind an die füllige Brust Marias. Ihre schlanken Hände halten sein zartes Fleisch. Rubens malt die nackte Haut wie niemand sonst und darüber hinaus gelingt es ihm, alle Personen in ihrer Vertrautheit und Nähe miteinander zu verbinden. Der Betrachter fühlt sich aufgenommen in den kleinen Kreis und nimmt Teil am augenblicklichen Glück. Vergegenwärtigt man sich den Ort, wo das Gemäldes ursprünglich zur Wirkung gelangte, wird auch seine Botschaft deutlich: Dem Gläubigen erscheint die heilige Familie in unmittelbarer Nähe. In seiner Andacht erfährt er Trost und Segnung vermittelt durch eine Darstellung, die mit grosser Überzeugungskraft ihm den Zutritt zu einer höheren Sphäre erschliesst.

Antonio Canal (Canaletto), 1697-1768
Canale Grande in Venedig, 1741

Immer wieder erstaunt es mich, wie Canaletto es versteht seine Ansichten breitformatig aufzubauen, den Blickwinkel zu einem Panorama zu weiten und mit zauberhafter Lichtstimmung die Vedute in einem harmonischen Farbklang zu einen.

Back to Top