Bilderreisen

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2002

Museumsreisen mit dem Skizzenbuch

Claude Lorrain, 1600-1682
Hagar und Ismael in der Wüste, 1668

Im Licht des späten Nachmittags weitet sich der Blick, streift über die Hügel und Felsen einer mediterranen Küstenlandschaft, die so viel mit der Wüste gemeinsam hat wie das Jagdwild in der schattigen Senke mit einem Kamel. Die Natur erscheint in erhabener Grösse und erinnert mit ihren antiken Trümmern an die Vergänglichkeit, an das Verhältnis des Menschen zu seinem Schicksal und seiner beschränkten Macht im irdischen Dasein. Bezaubernd sind die weichen, fliessenden Tonwerte, in denen sich in zarten Übergängen von Licht zu Schatten unzählige landschaftliche Details abzeichnen. Die linke Bildseite wird von steil abfallenden Felsen gerahmt, deren bewaldete Abhänge den Blick in die Tiefe des Raumes lenken, bis hinab zur Küste mit den schimmernd weissen Segeln der Schiffe. Die streng geordneten Körpermassen aus hellen und dunklen Zonen bestimmen die klare Gliederung der Bildfläche und schliessen den Ausschnitt auf der rechten Seite mit den dunklen Umrissen mächtiger Bäume ab.

Claude Lorrain, 1600-1682
Idyllische Landschaft mit untergehender Sonne, um 1670

Auch diese Landschaftsschilderung zeigt eine Fülle von Details, die sich nur in den dunklen Bildpartien dem Auge verschliessen. Über das zart gewirkte Helldunkel der Bäume breitet sich das warme Licht des Abends aus. Von mattem Schimmer überzogen lässt sich in der Ferne eine Stadt am Fluss erkennen, eingebettet in eine weite Landschaft, die bis zu entfernten Bergzügen reicht. Im Vordergrund, vom linken Bildrand angeschnitten, eine antike Tempelruine, eine Viehherde, den Fluss durchwatend, ein Hirte und ein liegendes Paar. Die Brücke, als räumliche Verbindung zwischen der Szene im Vordergrund und der Stadt in der Ferne, gliedert den Bildraum und verbindet die beiden Zonen.
Eine ländliche Idylle, die den Traum eines harmonischen Zusammenspiels von Mensch und Natur schildert. Darin äussert sich die Sehnsucht nach Geborgenheit und Aufgehobensein im Schosse eines einfachen und ursprünglichen Lebens, von dem die einstigen Besitzer dieser kostbaren Bilder sich in illusionären Vorstellungen ergingen.
Von diesem Motiv existiert ebenfalls eine zweite Version.

Claude Lorrain, 1600-1682
Seehafen beim Aufgang der Sonne, 1674

Eine Gegenlichtsituation, deren Helldunkel-Kontrast hinter der Farbigkeit des Lichts, der Figuren und der Bäume zurücktritt. Die vielfigurige Szene zeigt Reisende und Hafenarbeiter sowie eine kleine Menschengruppe vor einem antiken Tempelportal. Ihre Anwesenheit macht die Monumentalität der Architektur erst fassbar. Im Unterschied zu "idyllische Landschaft mit untergehender Sonne" wirkt das kalte Morgenlicht hier blendend hell. Über die lebhafte Strandszene schaut man den im Sonnenlicht entschwindenden Schiffen nach. Lorrains Malerei ist der genauen atmosphärischen Schilderung von Licht und Tageszeit verpflichtet. Das grosse Format und die übergreifende Farbigkeit suggeriert eine Wirklichkeit, die den Betrachter unmittelbar in eine andere Zeit, an einen anderen Ort versetzt.
Das Gemälde ist eine veränderte Version der ersten Fassung, die 1634 entstand.

Claude Lorrain, 1600-1682
Die Verstossung der Hagar, 1668

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